Die gesunde und die kranke Mundhöhle


Plaque und Zahnstein


LAUFEN/BRUNNEN (MedCon) – Die Entstehung von Plaque und Zahnstein erläutern Dr. Rene Sanderink, Brunnen (CH), und Dr C. Weber, Lauffen (CH), in Orale Mikrobiologie und Immunologie, einem Curriculum das der Quintessenzverlag, Berlin, herausgegeben hat.

Auf gereinigten Zahnoberflächen bildet sich in vivo innerhalb weniger Minuten ein Pellikel: Eine Schicht aus adsorbierten Speichelglycoproteinen mit einzelnen, darin eingelagerten, meist abgestorbenen Mikroorganismen. Daraufhin etablieren sich auf dem Pellikel Pionierkeime. Durch ihre Vermehrung und durch die Bindung sog. Nachfolgekeime entsteht auf der Zahnoberfläche ein strukturierter Belag (Plaque), welcher sich – inadäquate Abwehrleistungen der Sulkusflüssigkeit und/oder inadäquate Mundhygiene vorausgesetzt – auch nach subgingival ausdehnt.

Plaque ist eine der Voraussetzungen für Karies und der marginalen Gingivitiden/Parodontitiden. Entscheidend für die pathogene Wirkung der Plaque ist, dass es sich um einen mikrobiellen Biofilm handelt. Biofilme sind eine geschützte Form des mikrobiellen Wachstums, die die Überlebensfähigkeit von Mikroorganismen erhöht.

Haben sich Bakterien einmal in einem Biofilm organisiert, verhalten sie sich nicht mehr als Einzeller, sondern als ein mehrzelliger Organismus. Dabei entwickeln sie erstaunliche Fähigkeiten: Durch Zell-Zell-Kommunikation mittels auto-induzierender Signalmoleküle wird die Genexpression der Mikroorganismen umgesteuert. Die wichtigste Folge dieser veränderten Genexpression ist die Bildung einer extrazellulären Matrix. Diese Glycocalyx überzieht die Bakterienkolonien wie ein Film, schützt sie gegen Austrocknung, gegen antibakterielle Chemotherapeutika und gegen immunologische Abwehrmechanismen. Dies bewirkt, dass der Biofilm nur noch mechanisch entfernbar ist.

Zahnstein entsteht durch Mineralisierung der Plaque. Diese beginnt an Kristallisationskernen, in der extrazellulären Matrix oder an Strukturen von zerfallenden, eventuell sogar lebenden Bakterienzellen. Zahnstein enthält Kalziumphosphate in verschiedenen Kristallformen. Er ist immer mit einer Schicht nichtkalzifizierter Plaque bedeckt und stellt dessen bedeutsamsten Retentionsfaktor dar. In der Bevölkerung sind supra- und subgingivaler Zahnstein weit verbreitet.

Quelle:
R.B. A. Sanderink, H. Bernhardt et al: Curriculum Orale Mikrobiologie und Immunologie. Quintessenz-Verlag, Berlin 2004. Sektion III: Die gesunde und die kranke Mundhöhle, S. 299 ff.


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