Junge Patienten und ihre Eltern verstehen beim Zahnarzt nur wenig


Aber: Viele Patienten wollen Fachworte hören

KÖLN (MedCon) – Sind Sie sicher, dass Ihre jungen Patienten – oder deren Eltern – Sie verstehen? Geht es nach einer neuen Studien in American Journal of Orthodontics and Dentofacial Orthopedics veröffentlichten Studie, so verstehen Patienten nur wenig von dem, was Zahnärzte ihnen sagen (J.F. Baird, H.A. Kiyak; Am J Orthod Dentofacial Orthop. 2003 124(2): 212ff.). Die Autoren raten Zahnärzten, die Gesprächsführung auf die jeweiligen Aufnahmemöglichkeiten ihrer Klientel zuzuschneidern.

Die Wissenschaftler befragten 21 Kinder im Alter zwischen sieben und zwölf Jahren, die sich einer frühen kieferorthopädischen Behandlung in einer zahnmedizinischen Schule unterzogen. Pro Kind wurde ein Elternteil oder ein Erzieher danach befragt, was sie zur Behandlung verstanden haben und wie sie diese beurteilen. Dabei wurden offene Fragen bezüglich der Gründe für die Behandlung, Risiken sowie Eltern-Kind-Verantwortung gestellt. Die Kinder waren zwischen einem und 24 Monaten in Behandlung (Mittel=7,84). Die Aussagen wurden mit den Eintragungen auf den Patientenkarten verglichen und Vokabular sowie Ausbildungsniveau von Patienten und Eltern eingeschätzt.

Das Verständnis von Kindern und Eltern scheiterte häufig schon an der Frage, warum die Behandlung überhaupt durchgeführt worden war: Während die Karteikarten im Durchschnitt 4,1 Diagnosen hergaben, konnten sich die Eltern nur noch an 2,1 Gründe erinnern. Die behandelten Kinder erinnerten sich nur an durchschnittlich 1,24 Gründe.
Ähnlich fatal sieht es bei den Risiken aus: Obwohl viele Kinder bereits unter Problemen mit Behandlung litten, konnten sie sich nur an durchschnittlich 0,67 Risiken erinnern. Die Eltern erinnerten sich nur noch an 0,60 Risiken.

Das ist natürlich eine ungute Kombination: Man erinnert sich nicht mehr an die Gründe der Behandlung, weiß auch nicht mehr, dass man über Risiken aufgeklärt wurde, leidet aber unter den Spätfolgen. Das bringt keine zufriedenen Patienten und Eltern.

Einen Hinweis darauf, wie dies zu vermeiden sei, liefert die Auswertung der Sprachfähigkeit der Eltern und Kinder: Sie war in dieser Studie niedrig. Sprachfähigkeit und Ausbildungsniveau der Eltern korrelierten mit deren Begriffsvermögen. Es ist also essenziell, dass man sich als Zahnarzt auf das Sprachniveau des Kindes und der Eltern begibt.

 

Fachwissen strahl Fachkompetenz aus

Das bedeutet nicht, dass man immer und überall auf Fachworte verzichten sollte. Eine andere Studie legt sogar das Gegenteil nahe: Bei Ärzten, die in der Sprechstunde in medizinischen Fachausdrücken schwelgen, scheinen sich viele Patienten besonders gut aufgehoben zu fühlen. Kollegen, die sich um eine Laiensprache bemühen, haben dagegen mit Misstrauen und Zweifeln an ihrer Kompetenz zu kämpfen. Das geht aus einer Veröffentlichung in der Fachzeitschrift „Family Practice (Ogden et al., Vol. 20, No. 3, 248-25) hervor. Allerdings ging es hier um Tonsillitis und Gastroenteritis: So wurde hier die banale Halsentzündung erst durch den Begriff „Tonsillitis“ zur echten Krankheit gekürt.

Der Zahnarzt wird also immer den Mittelweg zwischen Einfach und Ernstnehmen finden müssen. Es ist ratsam seinem Patienten in angepassten Worten zu erklären, was wie warum mit welchen Risiken gemacht werden sollte. Dabei muss klar werden, dass der Patient ernst genommen wird. Bewusst eingesetzte Fachworte können also schaden - und nutzen.

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