Umgang mit Kindern


Kinder und Jugendliche schmerzfrei behandeln

MAINZ (MedCon)
–Welches Kind geht schon gerne zum Zahnarzt? Ist die Behandlung aber noch dazu schmerzhaft, kann sich daraus eine lebenslange Zahnarztphobie entwickeln. Wie sich Schmerz in der Behandlung von Kindern und Jugendlichen gezielt ausschalten lässt, legt PD Dr. Dr. Monika Daubländer, Mainz, in „Zahnärztliche Mitteilungen“ dar.

Der Zahnarzt, so Daubländer, habe die Aufgabe, seine Anforderungen an die Patienten entsprechend ihrem Alter, ihrer Auffassungsgabe und der aktuellen Verfassung zu dosieren. Eine sichere Schmerzausschaltung sei hierfür essentiell notwendig.

Die früher vorherrschende Auffassung, dass Kinder ein vermindertes Schmerzempfinden haben und daher weniger Anästhetika benötigen, ist überholt und längst durch wissenschaftliche Untersuchungen widerlegt. Kinder, so Daubländer, reagierten per se stärker auf akute Schmerzereignisse als Erwachsene. Zurückführen lasse sich dies sowohl auf den nicht erkennbaren ursächlichen Zusammenhang des Schmerzes mit dem Ereignis und seiner transienten Natur als auch auf die noch nicht kontrollierbare Angst vor dem Schmerz.

Schlüssel für Patientenbedürfnisse ist die Kommunikation

Die zahnärztliche Lokalanästhesie nehme als Methode, um den Schmerz auszuschalten, eine zentrale Rolle ein und sollte als Goldstandard angesehen werden. Wichtig ist eine optimale individuelle Anpassung. Der Schlüssel, um die wirklichen Bedürfnisse der kleinen Patienten zu erkennen, ist die Kommunikation, sie sollte nicht über das Kind hinweg ausschließlich mit den Begleitpersonen stattfinden.

Proportionen und Allegierisiko beachten

Unbedingt beachtet werden sollten die Unterschiede in den körperlichen Proportionen zwischen Erwachsenen und Kindern: Im Bereich der oberen Atemwege ist schon aufgrund der großen Zunge und der engen Nasengänge eher mit einer Behinderung der Atmung durch Schwellung und gegebenenfalls Blutung zu rechnen. Das geringe Körpergewicht macht eine Berechnung der individuellen Grenzmenge des Lokalanästhetikums unbedingt notwendig.

In der Lokalanästhesie sollten nur Säureamide eingesetzt werden, da sie ein höheres Maß an pharmakologischer Sicherheit bieten. Zur Vermeidung von Komplikationen und Behandlungsfehlern ist die Beachtung von Kontraindikationen essentiell wichtig. Erlauben Alter, Behandlungsunwilligkeit oder Behinderung keine sichere Behandlung, kommt nur eine Allgemeinanästhesie in Frage. Nur bei geringen Einschränkungen genügt eine Sedierung. Allergische Komplikationen treten bei Kindern häufiger auf.

Zur Frage der einsetzbaren Lokalanästhetika weisen sowohl Lidocain als auch Articain ohne Vasokonstruktor eine relative kurze Pulpenanästhesiedauer auf, was diese Lösungen für die Kinderzahnheilkunde einschränkt. Sind räumlich ausgedehnte Infiltrationsanästhesien notwendig, sollte zweiprozentige Lidocainlösung bevorzugt werden. Articain, das in Deutschland am weitesten verbreitet ist, kann sicher in der Kinderzahnheilkunde angewendet werden.

Zur Schmerzreduzierung bei der Schleimhautpenetration der Kanüle wird gerade bei Kindern die Verwendung der Oberflächenanästhesie empfohlen. Die supraperiostale Infiltrationsanästhesie ist fast immer und überall einsetzbar und kommt aufgrund der dünnen Kompakta des kindlichen Unterkiefers auch hier infrage. Im Kindesalter sollten intraligamentäre Verfahren gegenüber intraossären bevorzugt eingesetzt werden.

Quelle:
Zm 95, Nr. 15, 1. 8 2005, S.34-39


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